Vater-Sohn Konflikt Kafka?
Ich würde gerne eine Facharbeit über "Die Verwandlung" von Kafka schreiben und Parallele zwischen *Gregor und dem Vater* und *Kafka und sein Vater* finden. Ich hab mir überlegt, ob ich dann wie eine Psychoanalyse machen soll und ob ich nicht Kafkas "Brief an den Vater" mit Graphologie analysieren soll. Geht das überhaupt?
Danke <3
3 Antworten
Das klingt ja so, als ob du bereits MA-Psychologie mit Zusatzausbildung in Familien-Psychotherapie studiert hättest oder berufserfahrener Graphologe wärst. Also bitte nicht selbst ausüben!
Vor Kurzem kam im TV die mehrteilige Verfilmung von Kafkas Leben: Seit Jahrzehnten endlich ´mal ein kunstvoller und zugleich populistischer Film!
Darin wird die ganze Familie nicht nur als Opfer des Vaters, sondern auch das beschränkte Leben der deutschen Juden in Prag - wie die gesellschaftliche, nicht nur die private Realität damals so war, dargestellt. Kafka als unbeirrbarer Schriftsteller, der nur nachts schreiben konnte, weil er sich zum Broterwerb tags als bürotätiger Versicherungsangestellter abarbeiten musste.
Sein psychisches Problem war nicht nur sein privates und öffentliches Umfeld, sondern sein eigener Perfektionismus aufgrund seines Minderwertigkeitskomplexes. Es ließ ihn zum Besten seiner Taten werden, was er selbst aber nie akzeptieren konnte, deshalb bat er auch um die Vernichtung seiner Werke nach seinem Tod.
Auch sein Verhältnis zu Frauen war - wie damals patriarchalisch gesellschaftlich gewollt - vom Verstand mit dem Zwang zur Kontrolle der Gefühle durchdrungen. Es gab also keine Frau in seinem Leben, die ihn psychisch alltäglich aufrichten durfte, was er dringend nötig gehabt hätte. Nur sein Freund M. Brod wusste das, aber er war eben nicht die Liebe Kafkas.
So genug psychologisiert - und vermutlich schreibst du die Facharbeit im Schulfach "Deutsch", nicht in Psychologie oder Soziologie!? Also musst du propädeutisch (= vorwissenschaftlich) darlegen, wie Kafka zumindest all das von mir oben nur angeschnitten Geschriebene (nur als Spot auf die Personalität des Autors) in seinem Werk darstellt:
Welche Handlungsorte? Welche Figuren? Welche Charaktere der Figuren? Welche Sprache (Umgangs-, Hoch- usw.)? Welche grammatikalische Struktur (Para- - Hypotaxe) Welche rhetorischen und stilistischen Mittel? Welcher Charakter der Verben und Substantive zur Darstellung? Welche Zeit- und Erzählformen? Welche Metaphern und Symbole und warum diese? Usw.. Und immer wann in der Handlung und wofür eingesetzt. Usw..
Suche dir daraus ein von dir zu bewältigendes und möglichst beschränktes Thema - Zum Beispiel:
Franz Kafkas Metaphern und Symbole in seiner Novelle "Die Verwandlung" (1912)
Was bedeutet der literaturwissenschaftliche Begriff "kafkaesk" - dargestellt an Franz Kafkas Novelle "Die Verwandlung" (1912)
Als Denkanstoß aus dem Internet >
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Verwandlung > Das Kapitel ANALYSE
Viel Erfolg!
"gehen" tut alles.
Es ist nicht die Frage, ob es Sinn macht, sondern ob Dein Lehrer es gut finden würde. Da ich persönlich die Graphologie (nach ausführlicher Auseinandersetzung damit!) für keine exakte Wissenschaft halte, würde ich es nicht gut finden.
Bei Kafka ist alles drin. Suche ein bisschen im Internet und dann fasle, was die Fantasie hergibt.
"seriös" ist ein weites Land.
Ich halte Interpretationen für überhaupt nicht seriös. Und damit meine ich ganz genau das, wo der ganze Literaturzirkus flach liegt und es als "richtig" hinstellt. Ist aber kein Standpunkt, den man irgendwie vertreten sollte, wenn man eine Prüfung hat.
Ich habe da das Blaue vom Himmel erzählt und meine Deutschprofessorin damit tief beeindruckt. Auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wo ich das gelesen haben könnte.... (nirgends, dummschwätzen kann ich auch selbst)
Buchanalysen und Interpretationen gelten aber bei uns als annerkannt und ernst, wenn sie natürlich auch mit anderen Quellen belegt werden können. WIe zum Beispiel in meinem Fall "Brief an den Vater"
Das meinte ich ja: Wenn man sich gegen etwas stellt, das "als anerkannt gilt", bekommt man schlechte Noten. Deshalb hielt ich mit meiner Meinung tunlichst hinter den Berg bei Prüfungen. Meine Schulkolleginnen lachten sich schief, wenn ich mein Referat hielt. Denn sie wussten, was ich wirklich dachte. Ich brachte meine selbsterfundenen Sachen jedoch mit großem Ernst und bekam gute Noten.
Ich hatte damals auch Kafka, mochte ihn sehr, weil man da quasi Schwätzfreiheit hat. Ich hatte irgendwas mit "Lufthunden", weiß gar nicht mehr, was es war. Die Strafkollonie? Ich las damals viel von ihm.
Graphologie ist keine seriöse Wissenschaft. Aber für einen Deutschlehrer reicht's vermutlich.
Ich glaube, wenn es keine seriöse Wissenschaft ist, dann mache ich es lieber nicht. Danke!
Danke viel Mals für die Antwort! Hab ich mir eben auch gedacht, dass es nicht seriös ist :)