Kann man überhaupt von Kindern verlangen, dass sie ihre Eltern lieben sollen?

annie80  12.10.2021, 07:31

Was verstehst du denn unter Liebe in Bezug auf die Eltern?

IA3007 
Fragesteller
 12.10.2021, 09:13

Das ist eben der Punkt: Ich verstehe es nicht. Ich sebst empfinde (fast) nichts meinen Eltern gegenüber. Ich respektiere sie nur ein wenig.

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Gefühle kann man nicht verlangen. !

Ich denke da genau so rational wie du. Aber das ist nichts Schlimmes. Es wird nur gesellschaftlich "gefordert". Wie "stehst du denn da" wenn du behauptest: Ich liebe meine Eltern nicht, aber ich akzeptiere/achte und respektiere Sie ?

Du bist 28 und von Vielem abhängig - aber nicht von den Gefühlen gegenüber deinen Eltern.

Das war vielleicht einmal so -Jetzt nicht mehr. Sollte es und ist auch gut so. ! Sich darüber Gedanken zu machen, hilft Keinem, sondern schadet nur dir selbst. Zwing dich nicht zu Gefühlen, die du nuneinmal nicht hast. Ich nenne es eine Art von Freiheit, die man sich gönnen sollte und auch muß. !

Oder?

Liebe ist keine Entscheidung, doch es verlangt auch niemand, dass man seine Eltern liebt.

Die Gesellschaft verlangt allerdings, dass man ihnen Respekt entgegenbringt. Das heißt nicht abfällig über sie spricht, sie nicht verletzt, bestiehlt, belügt oder in ein Seniorenheim abschiebt, um sich das Haus unter den Nagel zu reißen.

Wenn du deine Eltern einfach nicht 'liebst', aber nur gut über sie sprichst etc. etc. dann wird auch jeder denken 'so ein tolles Kind', unabhängig von deinen Gefühlen.


IA3007 
Fragesteller
 01.08.2021, 12:36
Die Gesellschaft verlangt allerdings, dass man ihnen Respekt entgegenbringt.

Respekt bekommt man aber nicht geschenkt. Und manchmal kann man ihn auch nicht erarbeiten. Mit anderen Worten: Auch Respekt kann man nicht erzwingen.

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BeviBaby  01.08.2021, 12:37
@IA3007

Das 'empfinden' von Respekt nicht. Das in Taten und Handlungen respektieren, das ENTGEGENBRINGEN von Respekt kann man sehr wohl beeinflussen.

Unabhängig davon, was ich von Tante Auguste halte, kann ich mich für das abscheuliche Weihnachtsgeschenk artig bedanken oder es ihr um die Ohren hauen.

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IA3007 
Fragesteller
 01.08.2021, 12:40
@BeviBaby

Artig bedankten, klar. Aber eben nicht mehr.

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Ich nehme an "Das Kind" bist du.

Wiso denkst du denn dass deine Eltern von dir verlangen dass du sie liebst?

Haben sie dir das gesagt?

Vielleicht spürst du ihre Liebe nicht, weil sie deine Entscheidungen Vielleicht auch nicht schätzen und du kannst die Liebe nicht erwiedern. Ich denke im Innerern liebt man die Eltern trotzdem.

Mein Freund wird immer mit der Meinung der Mutter beeinflusst. Z.b. will sie so viel Zeit wie möglich mit ihm. Wenn mein Freund sich dazu entscheidet (trotz dass es ihre Zeit ist) zu mir zu kommen, kommt die Aussage warum mein freund seine Mutter nicht liebt etc.

Wenn es bei dir ähnlich ist hat diese Entscheidung nichts mit der Liebe zu den Eltern zu tun.

Kinder werden erwachsen, entwickeln eine eigene Persönlichkeit und kapseln sich früher oder später von den Eltern ab. Das gehört sowohl für Kinder als auch für Eltern zum Leben dazu.

"Liebe" ist nicht immer mit grossen und tollen Gefühlen verbunden. Liebe soll sich besonders in Taten und Worten zeigen.

Gerade wenn man nicht gerade aus einer "gefühlsbetonten" Familie kommt, bzw. aus einer Familie wo es nicht immer gut lief, dann muss man wohl gewissermassen lernen, was Elternliebe bedeutet.

Seine Eltern zu lieben kann (und sollte) für heranwachsende und erwachsenen Kinder heissen, dass man ihnen hilft, wenn sie es brauchen, für sie da ist. Dass man nicht schlecht über sie redet, sich ihnen gegenüber loyal verhält. Regelmässig Zeit mit ihnen verbringt. Sie respektieren gehört auch dazu.

Ich denke, es hat auch damit zu tun ob man grundsätzlich dankbar ist für das, was die Eltern für einen gemacht haben. Ob man das er- und anerkennt. Man kann für etwas dankbar sein, worum man eigentlich gar nicht gebeten hat - für das eigene Leben!

(Manchmal muss man dafür selber erst Mutter oder Vater werden, damit einem das gelingt.)


IA3007 
Fragesteller
 14.10.2021, 18:50
Man kann für etwas dankbar sein, worum man eigentlich gar nicht gebeten hat

Das kann man, allerdings bei Weitem nicht immer. Ich zum Beispiel kann nur dann für das Ungebetene dankbar sein, wenn ich weiß, dass es genau das richtige für mich ist und die Alternativen für mich „schlechter“ geeignet sind. Beim eigenen Leben kann ich das nicht sagen, denn ich dazu keine Alternativen kenne.

Manchmal muss man dafür selber erst Mutter oder Vater werden, damit einem das gelingt.

Das kann gut sein. Was, wenn ich es aber noch nicht bin, es nicht sein möchte oder einfach nur nicht so weit bin (oder Kombination aus allen 3)? Bin ich dann dazu verurteilt, es niemals zu verstehen?

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annie80  14.10.2021, 18:57
@IA3007

Ist halt Einstellungssache ob man für das eigene Leben dankbar ist.

Ich bin es, aber vielleicht liegt es daran dass ich Christ bin. Natürlich wurde ich von meinen Eltern gezeugt. Aber darüber steht Gott, und er liebt mich bedingungslos. Er hat sich was dabei gedacht, als er sich mich ausgedacht hat.

Meinen Eltern ist diese bedingungslose Liebe nicht immer gelungen, aber ich habe ihnen vergeben was sie aus heutiger Sicht falsch gemacht haben bzw. was heute noch falsch läuft. Sie haben es so gut gemacht wie sie halt konnten. Was nicht gut lief, hat Gott in mir geheilt oder er ist noch dran. Und er gibt mir Liebe für andere Menschen.

Deshalb kann ich heute sagen, ich liebe meine Eltern, auch wenn das vielleicht weder für sie noch für Aussenstehende sichtbar ist.

Was deinen letzten Absatz betrifft: Ich denke, man kann es trotzdem zumindest im Ansatz verstehen lernen. Wenn man sich dafür entscheidet - denn Liebe ist auch eine Entscheidung, die man dann in Wort und Tat umsetzt.

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IA3007 
Fragesteller
 14.10.2021, 19:31
@annie80
vielleicht liegt es daran dass ich Christ bin

Bin auch ein Christ. Nur wussten meine Eltern natürlich nicht, dass sie MICH (von den Abermillionen anderen) gezeugt haben. Das hat der Allmächtige so entschieden und nicht meine Eltern. Für alles Gute im Leben bedanke ich mich auch bei dem Allmächtigen. Bei allen negativen Sachen denke ich immer daran, dass der Allmächtige auch einen Gegenspieler hat. Das Leben ist eben neutral: Es hat natürlich hat sowohl Licht, als auch Schatten.

Aber darüber steht Gott, und er liebt mich bedingungslos.

Die Sache ist die, dass der Allmächtige ALLE liebt (also auch die abscheulichsten Dinge und sogar seinen Gegenspieler). Kein Mensch ist zu einer derartigen Liebe fähig, deswegen rede ich nicht gerne über die „Liebe“ und versuche, das Wort nicht zu überbenutzen.

Er hat sich was dabei gedacht, als er sich mich ausgedacht hat.

Daran denke ich auch oft und das hilft ungemein.

Was nicht gut lief, hat Gott in mir geheilt oder er ist noch dran. Und er gibt mir Liebe für andere Menschen.

Entweder spüre ich keine „Liebe“ für andere Menschen oder ich kann sie nicht als solche interpretieren. Wie bekommst du das hin? Oft fällt mir auf, dass ich sogar eine größere Zuneigung gewissen Dingen gegenüber habe, als Menschen.

denn Liebe ist auch eine Entscheidung, die man dann in Wort und Tat umsetzt.

Klar, allerdings ist das keineswegs eine rationale Entscheidung.

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annie80  14.10.2021, 19:42
@IA3007

Ja, Gott liebt alle Menschen - aber es "nutzt" nur diesen Menschen, die diese Liebe auch annehmen, erwidern, weitergeben.

Ich muss nicht wie Gott lieben, aber ich kann mehr lieben als wenn ich Gott nicht kennen würde. Dadurch dass ich seine Liebe für mich persönlich annehme, bekomme ich genügend Liebe, um sie anderen weiterzugeben. Auch z. B. meinen Eltern.

Und andere Menschen zu lieben, kann m. E. durchaus eine rationale Entscheidung sein. Weil sich, wie ich schon sagte, sich Liebe auch in Worten und Taten zeigt, nicht nur in überschwänglichen Gefühlen. Man kann sich entscheiden, gut über jemanden zu reden, man kann sich entscheiden, jemanden zu helfen, man kann sich entscheiden, jemanden zuzuhören etc.

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In der Bibel steht

"Du sollst Vater und Mutter ehren."

Gemeint damit ist aber

"Du sollst Vaterschaft und Mutterschaft ehren."

Es ist also ein Gebot das an die Eltern gerichtet ist, und nicht an die Kinder. Diese Interpretation habe ich von Abdrushin.

Wenn Eltern verlangen, dass man sie lieben soll, dann halte ich das für ein manipulatives Verhalten. Gute Menschen müssen so was nicht verlangen, die bekommen Liebe ganz automatisch. Liebe lässt sich nicht erzwingen.