Ich bewerte ein Werk nur danach, was es enthält. Gibt es die fraglichen Ansichten im Text oder ist es die private Meinung des Autors auf Social Media? Dann kann ich das Buch sogar getrost mein Lieblingsbuch (wozu ich auch Harry Potter zähle) nennen, es kaufen und anderen empfehlen.
Bei Klassikern ist es noch einmal etwas anderes. Selbst wenn sie rassistische, frauenfeindliche oder sonstige veralteten Ansichten vertritt, ist es der Zeit zuzuschreiben, in der sie entstanden. Ich würde sie nicht in abgeänderter Form wollen (bin gegen Zensur) und kann es auch ohne Bedenken genießen.
Sogar Straftaten und wirklich grenzwetige Aussagen machen mir ein Werk nicht kaputt. Wieso sollte ich mir meine Freude nehmen für etwas, was ein anderer getan oder gesagt hat? Außerdem bewahre ich mir immer eine gewissen Distanz zu solchen Anschuldigungen. Sicher ist nicht jeder Angeklagte schuldig oder es wird von den Medien unnötig aufgebauscht.
Die einzige Konsezquenz wäre, dass ich den Künstler nicht persönlich treffen wollte und ihm keine extra Unterstützung gewähren würde (z.B. in Form von Gadgets und unnötigem Fankram kaufen und Werke über seine eigene Website erwerben, wenn er dadurch mehr Gewinn machen würde als im Einzelhandel).
Es sind auch nicht immer negative Dinge, die mich stören. Zum Beispiel gendere ich nicht. Wenn es ein Künstler privat tut, ist es mir egal und ich kaufe seine Werke. Aber wenn im Buch gegendert wird, hole ich es mir nicht. Ebenso bei Zensur, die ich auch immer vermeide. Wenn man Schauspieler mit einer anderen Hautfarbe als im Originalwerk wählt, nur um eine Quote zu erfüllen, gehe ich nicht ins Kino. Diese Dinge stören mich beim Lesen bzw. Filme schauen, nicht die Meinungen des Künstlers. Denn ich boykottiere nur das Werk, wenn es mir nicht gefällt, nicht die Person, die dahintersteht.