(Umfrage) Sollte man die Bibel wörtlich nehmen?

Das Ergebnis basiert auf 40 Abstimmungen

Nein, man sollte sie nicht wörtlich nehmen 50%
Ja, die Bibel ist wörtlich zu nehmen 25%
Anderes 25%

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Anderes
„Du sollst die Bibel nicht bei jedem Wort ernst nehmen! Die Erde ist zum Beispiel nicht 6000 Jahre alt und wurde auch nicht in 7 Tagen erschaffen.“

Gutes Beispiel für eine wortwörtliche Leseart: Ein Schöpfungsgedicht (Gen 1,1-2,3) wird als Tatsachenbeschreibung wissenschaftlicher Art gelesen.

Darin liegt der Irrtum, weil man quasi Äpfel mit Birnen vergleicht. Ein klassischer Kategorienfehler, der nicht nur fundamentalistisch-kreationistisch Gläubigen unterläuft, sondern auch so manchen "aufgeklärten" Wissenschaftlern.

Wenn das nicht beachtet wird, kommt es logischerweise zu einem nicht lösbaren Konflikt und zu der Überzeugung, dass eine Seite falsch liegen müsse: Der Kreationist bezweifelt wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse, der "Wissenschaftler" wirft dem Kreationisten seine zahlreichen Inkonsistenzen vor mit der Annahme, dass alles nur Humbug sei.

Wird aber dieser Kategorienfehler nicht begangen, sind die theologische Aussage, dass ein schöpferischer Gott die Grundlage jeglicher Existenz von Etwas in dem Universum ist, in dem wir leben, mit der wissenschaftlichen Erkenntnis der Physik (und damit dem ganzen Universum), dass die Grundlage der Materie geistiger Art sei, durchaus vereinbar und kein Widerspruch.

Knapp 40% der Naturwissenschaftler sind gläubig, der Rest sind entweder Atheisten oder Agnostiker. Nur eine verschwindend kleine Minderheit von Naturwissenschaftlern sind auch Kreationisten, die eben auch den o. g. Kategorienfehler begehen. Meistens sind das auch nicht die hellsten Kerzen auf dem Leuchter, sowohl im wissenschaftlichen wie auch im theologischen Bereich.

Genauso muss die Bibel verstanden werden als ein Buch, das Geschichten erzählt und nicht Geschichte schreibt, von einigen wenigen Passagen abgesehen.

Ich mach es mal deutlich an einem Beispiel aus der Märchenwelt:

Das Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf kann so interpretiert werden, dass es junge Mädchen vor Übergriffen gewalttätiger Männer warnen soll. Die Moral am Ende des Märchens in der Fassung von Perrault lautet:
„Kinder, insbesondere attraktive, wohlerzogene junge Damen, sollten niemals mit Fremden reden, da sie in diesem Fall sehr wohl die Mahlzeit für einen Wolf abgeben könnten. Ich sage „Wolf“, aber es gibt da verschiedene Arten von Wölfen. Da gibt es solche, die auf charmante, ruhige, höfliche, bescheidene, gefällige und herzliche Art jungen Frauen zu Hause und auf der Straße hinterherlaufen. Und unglückseligerweise sind es gerade diese Wölfe, welche die gefährlichsten von allen sind.“ (Charles Perrault, Quelle: Wikipedia)

Wenn du jetzt die wissenschaftliche Frage stellst, ob Rotkäppchen wirklich gelebt hat oder nicht, so wird diese sicher mit NEIN zu beantworten sein. Wenn du aber fragst, ob das Märchen vom Rotkäppchen wahr ist, dann ist das mit JA zu beantworten, denn es erzählt von einer Gefahr, (sexuell) missbraucht zu werden. Es wäre beides falsch: das Märchen als Tatsachenbericht zu lesen und das Märchen als Humbug zu bezeichnen.

Ich will jetzt nicht sagen, die Bibel wäre eine Märchenbuch, sondern ich wollte nur zeigen, dass der Umgang damit entscheidend ist. Die Bibel, wie auch der Glaube an Gott überhaupt, ist keine wissenschaftliche Angelegenheit, sondern eine interpretierende dessen, was vor einem liegt und was man im Leben erfährt. Ich weiß jetzt nicht mehr, welcher sehr bekannte Wissenschaftler es war, der die Rotation des Mondes bewiesen hatte. Nachdem er hierfür kritisiert und ihm entgegnet wurde, dass es keine Kraft gäbe, die diesen Mond in der Rotation halten könne, antwortete er: "Ich habe nur erklärt, wie er das tut, nicht warum er das tut." Er hatte die Fähigkeit, die unterschiedlichen Kategorien der Fragen und Sichtweisen zu beachten.


Wer den Anfang der Genesis nicht als Mythologie ansieht, kommt gleich mit etlichen Bereichen der Wissenschaft massiv in Konflikt.

ZB alle wissenschaftlichen Funde sprechen gegen eine biblische Sintflut, und nichts für sie.

Bestimmte Christen haben sich eine Flood Geology gebastelt, um die biblische Sintflut zu belegen. Das ist Pseudo-Wissenschaft und widerspricht in vielen Dingen (Geologie, Stratigraphie, Geophysik, Physik, Paläontologie, Biologie, Anthropologie und Archäologie) den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Mit Tag ist wirklich nur ein gewöhnlicher Erdentag gemeint. Auch dann, wenn man die Genesis nicht als Mythologie sieht.

In der Bibel ist jom (Tag) entweder die Zeitspanne zwischen Morgengrauen und Abenddämmerung, die von der Dauer des Sonnenlichtes bestimmt ist. Tag bildet daher den komplementären Begriff zu lajlāh (Nacht).

Oder die Zeit von Morgen zu Morgen oder Abend zu Abend (24 Stunden Tag).

Als Singular (der nächste Tag, der 3. Tag, ...) hat jom in der Bibel nie eine längere Bedeutung als 24 Stunden.

Die 7 Tage der Genesis sind auch die 7 Tage der jüdischen Woche.

Der letzte Tag der Schöpfung gilt bei den Juden als Sabbat, als Ruhetag. Gen 2,8: "Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, ..:"

Nein, man sollte sie nicht wörtlich nehmen

Das kommt sehr darauf an, was man mit "wörtlich" meint. Redewendungen, Metaphern, etc. versteht man falsch, wenn man sie wörtlich nimmt.

Wenn z.B. jemand zu dir sagt: "Ich packe meine sieben Sachen". Versteht wan das dann richtig, wenn man meint, er wolle genau 7 Dinge einpacken?


jorgwalter57  10.07.2023, 13:49

Ein "geschicktes" Ausweichmanöver. 👍

Also immer, wenn es passt oder nicht passt Rosinenpickerei betreiben(?). Na dann...🙈

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Onesimus  10.07.2023, 14:42
@jorgwalter57

Ja, das stimmt. Man muss schon aufpassen, dass es nicht willkürlich wird.

Überlege vielleicht mal, wie du es handhabst, wenn jemand zu dir sagt: "Ich packe meine sieben Sachen." Wie entscheidest du dann, ob du die "sieben" wörtlich oder sprichwörtlich verstehst? Ist das vollkommen willkürliche Rosinenpickerei oder gibt es nicht doch auch Kriterien, nach denen man so etwas entscheiden kann?

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Ich denke, dass der biblische Schöpfungsbericht kein naturwissenschaftlicher Bericht ist. Die Intention der Autoren war meiner Ansicht nach eine andere. Man muss den Kontext betrachten, in dem der Schöpfungsbericht entstanden ist. Beim Entstehungszeitpunkt waren vermutlich viele Israeliten im Exil in Babylon. Hier lernten sie andere Religionen kennen, in denen z.B. die Sterne Götter waren. Der biblische Schöpfungsbericht hat nun das Ziel zu zeigen, dass die Sterne vom Gott der Bibel geschaffen wurden und somit keine Götter sein konnten. Das Ziel des Schöpfungsberichts ist damit nicht, eine naturwissenschaftliche Erklärung abzugeben, sondern zu zeigen, dass der Gott der Bibel alles alleine geschaffen hat und die Natur oder die Sterne keine Götter sind.

Man kann sich auch als gläubiger Mensch mit Naturwissenschaften beschäftigen. Glaube und Wissenschaft müssen sich nicht immer widersprechen. So hat zum Beispiel Mendel, ein katholischer Mönch, wichtige Entdeckungen bei der Genetik gemacht. Der Mensch, der die Urknalltheorie aufgestellt hat, war katholischer Priester.

Laut der katholischen Kirche ist die Evolutionstheorie mit dem Glauben vereinbar. Laut vielen evangelischen Kirchen auch.

Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.


jorgwalter57  10.07.2023, 13:56

Schöpfungslehre und wissenschaftliche Evolutionstheorie sind unvereinbar. Schöpfung bedeutet das zeilgerichtete, bewusste Erschaffen von z. B. Lebewesen. Evolution jedoch beruht gemäß der wissenschaftlichen Evolutionstheorie auf zufälligen, von niemandem beeinflussten Änderungen der Erbanlagen mit anschließender Selektion durch die Lebensumstände, die nur Lebewesen bestehen lässt, die selbst Nachkommen hervorbringen.

Jede Behauptung, Schöpfungslehre und wissenschaftliche Evolutionstheorie seien vereinbar, ist eine Verschleierung dieser Tatsachen und somit ein Täuschungsversuch, um die durch nichts bestätigte Schöpfungsidee am Leben zu halten.

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2desmond  10.07.2023, 21:28
@jorgwalter57

Ja, eines von den beiden muß falsch sein, die Lehre oder die Theorie.

Ich denke die Theorie ist falsch -- sie ist halt nur eine Theorie. Ich verlaße mich lieber auf die Schöpfungslehre der Bibel.

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jorgwalter57  11.07.2023, 09:07
@2desmond

Macht das eigentlich Spaß, seine Unwissenheit über den Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Theorie und einer Theorie im allgemeinen Sprachgebrauch öffentlich rauszuposaunen?

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Nein, man sollte sie nicht wörtlich nehmen

Nein, man kann sie auch gar nicht wörtlich nehmen, denn abgesehen davon, dass sie oft in Gleichnissen spricht, sind bereits im AT, also eigentlich Thora, viele Elemente enthalten, welche älter sind als der abrahamitische Glaube, von welchem sich das Christentum abgespalten hat.

Was die 7 Tage der Welt Erschaffung betrifft, sind diese nur eine symbolische Zahl und dass die Welt nicht erst 6000 , sondern Millionen von Jahren alt ist, wurde längst erwiesen. Zudem widersprechen archäologische Funde, welche in letzter Zeit gemacht werden immer wieder dieser 6000-Jahre- Berechnung. Kann mir schon denken, woher Du die hast.

Und nachdem man schon lange weiss, dass sich die Menschheit bereits vor 100 000 Jahren von Afrika ausgehend über die Erde verbreitet hat, ist es schlecht möglich, dass die Erde erst 6000 Jahre existiert.

Allein die Funde in der Sahara bewiesen nicht nur dass die Welt, sondern auch die Menschheit sehr viel älter ist, als Religion suggeriert.

https://youtu.be/A2xavxo9YdM