Studieren als „Arbeiterkind„- Wo gehöre ich hin?
Vorweg möchte ich anmerken, dass ich jede Ausbildung (egal ob akademische oder berufliche) sehr wertschätze. Ich bin nun in der Situation, dass ich studiere und bin damit auch in meiner engeren Familie die einzige. Ich glaube das geht wahrscheinlich sehr vielen Personen so, da prozentuell gesehen auch immer mehr Menschen einem Studium nachgehen.
Mein Problem ist nun, dass ich das Gefühl habe nicht so richtig dazuzugehören. Ich bin einerseits anders als meine Eltern und andererseits noch nicht „gut genug“ für die Akademikerwelt. Ich beschäftige mich mit sehr vielen Themen und lese auch gerne, jedoch fehlen mir noch so gewisse sprachliche Fähigkeiten und kulturelles Kapitel (Wissen, bestimmte Fähigkeiten ...). Ich weiß, dass es nach Jammern auf hohem Niveau klingt. Dennoch beschäftigt mich das sehr. Auch weil ich in einer Beziehung mit jemanden bin, dessen Familie alle Akademiker sind und mitunter promoviert haben.
Wie betrachte ihr diese Problematik und gibt es jemand mit einer ähnlichen Situation?
5 Antworten
Da musst du dir garkeine Gedanken machen. Das war vielleicht früher so an Privatunis, heute ist es ganz anders. Du findest dich da ganz schnell ein.
Da Sorge hatte ich im Abitur auch, aber Unis/FH sind chillig und sozial.
Du solltest das Bild von Akademikerwelt und "nicht genug" sein schnell loswerden.
Das ist etwas, was dich wirklich aufhalten kann. Vertaure dir selbst und denk dran: "Jeder ist genug, niemand muss irgendwas besonderes sein, um respektiert zu werden, Bildung zu genießen oder zu studieren"
Ich bin in meiner engeren Familie (Eltern, Geschwister, Tanten/Onkel, und Großeltern) auch die einzige, die studiert hat. Daher verstehe ich dich etwas. Gerade meine Mutter und mein Bruder nehmen mir das Studium auch etwas übel/ fühlen sich unterlegen. Ich denke, es ist einfach so, dass auch die Studenten keine geschlossene, einheitliche Gruppe sind, sondern "eingesessene" Akademiker mit akademischem Hintergrund und neue Akademiker, so wie du oder ich, die keinen familiären akademischen Hintergrund mitbringen. Da kommt man rein, akzeptiert es und macht seinen Weg mit den Mitstudenten, die einem angenehm sind. Alles Gute 🤗
Finde eine Tätigkeit die du liebst, die dir Spaß macht und welche du einfach gerne machst. Ob du dafür eine Ausbildung benötigst oder ein Studium ist egal. Wenn du liebst was du tust, werden deine Eltern und dein Umfeld das merken und schätzen. Geh deinen Weg. Der Rest wird sich fügen.
Das ist eine sehr gut und auch andere Perspektive darauf! Vielen Dank.:)
Es gibt einige Leute in deiner Situation. Ich empfehle dir die Organisation "Arbeiterkind", die ist von Leuten in deiner Situation für Leute in deiner Situation gegründet worden. Dort gibt es Ortsgruppen und Gespräche, dort gibt es auch finanzielle und organisatorische Hilfen. https://www.arbeiterkind.de/
Meine Eltern hatten ebenfalls nicht studiert. Meine Mutter war Kassiererin im Supermarkt und mein Vater ist einfacher Handwerker.
Sie konnten mir kein Studium finanzieren (teuer in der Schweiz), daher machte ich wie die meisten in CH eine Lehre. Ich habe aber das Studium nachgeholt und bin nun Fachspezialistin und verdiene mehr als mein Vater. Gerade weil ich keine Akademiker-Familie habe bin ich vielen trotz nettem Diplom immernoch sympathisch, da ich gelernt habe wie es ist wenig Geld zu haben. Ich bin nicht so kalt und auf theorie-beharrend wie z.Bsp. HSG-Absolventen (die haben in der Arbeitswelt zwar einen sehr guten Ruf, sind aber bei den Arbeitnehmern unbeliebt).