Warum letzter Platz beim ESC (Grand Prix Eurovision de la Chanson)?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
und auch in den Vorwahlen in Köln wurden die zu Recht als bester Beitrag gewertet

Was halt nicht schwer war, wenn man die konkurrierenden Beiträge in zwei Kategorien einteilen kann:

  • generisch-langweiliger Popsong
  • Ikke Hüftgold

Ich höre seit ein paar Tagen die Teilnehmer vom finnischen Vorentscheid (UMK - Uuden Musiikin Kilpailu) hoch und runter, und darin hätten LotL kein Land gesehen, das ist qualitativ 'ne ganz andere Hausnummer.

Welcher Faktor wurde übersehen

Dass die Zeile "We're so happy we could die" in Zeiten wie diesen nicht ganz so gut ankommt und dass der Song soundmäßig ein Trittbrettfahrer von Maneskin und Electric Callboy ist. Da wurde probiert, auf kürzliche ESC-Erfolge aufzuspringen. Und dass der NDR den ESC schon seit Jahren stiefmütterlich behandelt.

 und was kann man beim nächsten Wettbewerb besser machen?

Meiner Meinung nach ist das Big Five-Konzept problematisch, also dass Deutschland (und insbesondere UK hat das gleiche Problem) die vorhin beschriebene B-Ware zum ESC schicken kann, während viele andere Länder sich erstmal im Halbfinale beweisen müssen und sich mehr ins Zeug legen. Und dazu kommt, dass andere Länder eine Sendeanstalt haben, die sich engagiert. Ob man an der Finanzierung drehen sollte, weiß ich nicht. Ich finde aber, dass alle Länder ins Halbfinale sollten.

Nun ja, ich würde sagen, dass Musik immer Geschmackssache ist, und man kann den Beitrag ja trotzdem mögen (obwohl er letzter geworden ist). Den schwedischen Beitrag fand ich zwar ok, den habe ich aber nicht als 1.Platz eingeordnet (mir gefiel Finnland am besten, Norwegen war auch gut).

Ich denke, dass diese Art Musik weniger gut ankommt als
- Mainstream (der schwedische Beitrag hatte nix mit Schweden zu tun, abgesehen davon, dass die Sängerin nun mal dort lebt - aber es war gut gemachter Mainstream) oder
- etwas Lustiges (und das kam bei Finnland gut rüber)

Und es liegt z.T. auch daran, dass die Jury etwas anders abstimmt als die normalen Leute (von denen haben wir ein paar Punkte bekommen, u.a. aus Island). Schweden hatte deswegen gewonnen, weil die Jury den Beitrag höher eingeschätzt hatte als das normale Publikum (bei dem hatte Finnland "gewonnen").

Der Großteil der anderen Nationen ist einfach nicht begeistert davon, dass sich Deutschland und ein paar andere Länder ins Finale einkaufen. Abgesehen davon treffen wir mit unserer Musik nicht immer den Geschmack in anderen Regionen.

Einerseits liegt es daran, dass wir Deutsche internationale Kultur- und Sportwettbewerbe ständig als Plattformen für politische Selbstinszenierungen als "Sittenpolizei" und "Moralapostel" missbrauchen, während wir dann bei eben diesen Wettbewerben laufend Letzter werden oder frühzeitig ausscheiden. Ausgerechnet Deutsche meckern dann ständig herum, wie "politisch" der ESC doch sei. Kein Wunder, dass wir uns mit alldem permanent zum Deppen machen und man international jede Gelegenheit nutzt, um uns dafür abzustrafen. Gerade selber als LGBTQ/queer Person finde ich es zwar absolut richtig, weltweit auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen. Dies ist aber definitiv der falsche Weg!

Die deutsche Pleiteserie nur daran festzumachen, ist allerdings unsinnig. Denn andererseits geht die ebenso speziell auf das Konto des NDR. So wie der NDR die Auswahl des deutschen ESC-Beitrages Jahr für Jahr organisiert, habe ich wirklich den Eindruck, er will für Deutschland gar kein gutes Resultat beim ESC bzw. im Auftrag der ARD müsste sich der NDR mit dem ESC befassen, obwohl er das gar nicht will. Denn Bemühungen in die deutschen ESC-Beiträge investieren tut der NDR so gut wie gar nicht. Das Ergebnis davon ist, dass unentwegt nur Beiträge zustande kommen, die auf der großen ESC-Bühne der Konkurrenz einfach nicht das Wasser reichen können. Die Messlatte beim ESC liegt nun mal sehr hoch. Gerade die nationalen Jurys vergeben nur an die jeweils für sie besten Zehn die Punkte, weshalb es gilt, den eigenen Beitrag möglichst unter diesen Zehn zu platzieren. Wird man bei jeder Jury nur höchstens Elfter, gibt es nun mal keine Punkte und es kann passieren, dass man sich am Ende der Show auf dem letzten Platz wiederfindet, was für uns auch Jahr für Jahr so endet.

Am meisten unter diesen Missständen zu leiden haben im Grunde durchaus talentierte Kunstschaffende wie LOTL, Malik Harris, die S!STERS, Levina, Ann Sophie etc., die unter solchen Voraussetzungen dann Deutschland beim ESC vertreten sollen. Für LOTL rechnete ich anfangs ebenfalls mit einer Topplatzierung. Doch je mehr andere Beiträge ich in der vergangenen ESC-Woche kennenlernte, umso mehr begann ich daran zu zweifeln.

Ich bin absolut dagegen, dass sich Deutschland aus internationalen Veranstaltungen jedweder Art zurückzieht. Denn gerade beim ESC hat Deutschland eigentlich durchaus das Potential, wieder zum Favoriten aufzusteigen, wenn man sich unsere Musiklandschaft so ansieht. Will Deutschland bei internationalen Wettbewerben aber tatsächlich mal wieder ganz oben mitmischen, ist es höchste Zeit, sich auf das jeweils Wesentliche zurück zu besinnen.

Ich fand die Musik an sich einfach nicht gut