Kann ich mit Gitarre spielen auch andere Instrumente spielen?

4 Antworten

Hi SekiroFF

Das ist ein relativ kompliziertes Thema.

Kurze Antwort: Jein.

Lange Antwort:

Zunächst einmal was heißt es akustische Gitarre spielen zu können? In Wirklichkeit hat da jeder einzelne Musiker, abhängig von was er geübt hat und in welcher Stilrichtung er sich bewegt, völlig andere Kompetenzen und auch blinde Flecken. Niemand kann alles.

Dann zweitens ist es so, dass man einige der basics die man auf einer Akustikgitarre lernt direkt auf andere Zupfer übertragen kann. Da ist nun aber die zweite Sache von Bedeutung: Jedes Instrument hat eine oder mehrere Traditionen/Normen wie man eben darauf spielt und dadurch werden eben verschiedene Fähigkeiten zu einem stilistisch oder sogar musikalisch sinnvollen Einsatz passen.

Ein ganz plumpes und extremes Beispiel: Du kannst auf einem Bass volle Grundakkorde mit leeren Seiten in tiefer Lage schrammeln wenn du das auch auf einer akustischen Gitarre kannst. Das Problem ist: Diese Spieltechnik gibt es aber beim Bass gar nicht, da sie wegen der tiefen Tonlage des Basses sehr schlecht klingt. Daher ist diese spezielle Fähigkeit die ja jeder Gittarist hat auf dem Bass gar nicht anwendbar. Was dem am nächsten kommt ist nur auf dem Grundton des Akkordes Schlagmuster schrammeln- diese Technik ist aber auch nur im Genre Punk normal und auch da wird man dich früher oder später bitten grade Achtel und hin und wieder Läufe zu spielen.

Nicht annähernd so extrem aber ein wenig in die selbe Richtung geht es beim weiten, weiten Feld E-Gitarre. Da E-Gitarren einen fetteren und oft/meist verzerrten, mittigeren Ton haben ist es da in der Tendenz so, dass man meist etwas dünnere Texturen spielt. Nicht immer, aber oft. Dafür kommen je nach Stilrichtung viele andere Techniken dazu. Natürlich kann man auf einer E-Gitarre in einem gewissen Rahmen auch Fingerpicking und Schrammeln genau so machen wie auf einer Western usw. aber es ist eher die Ausnahme.

Die Ukulele ist der Gitarre sehr nahe von der Stimmung her und hat in der Tat die Stimmung einer Gitarre des 16. Jahrhunderts konserviert, stammt also von der Renaissancegitarre ab- ist nur kleiner und dumpfer. Hier kann man sehr vieles Übertragen. Aber 2 Saiten weniger ändern halt die möglichen Pickingmuster, die invers gestimmte 4. Saite ermöglicht andere Arten von Melodie- und Skalenspiel und es ist sehr üblich in sehr verschiedener Weise mit der Hand zu schlagen. Abder da kann man eigentlich sofort loslegen, das überträgt sich ganh gut.

Das Banjo- hier kommt es sehr drauf an. Es gibt verschiedene Banjos.

  • langes 5 string Banjo 67 cm: Die sind meist offen gestimmt dghd' und haben eine komische 5. Saite auf g. Es gibt mehrere Spielstile aber es werden keine Akkorde mit dem Plektrum geschlagen. Dominant ist der Bluegrass-Stil, bei dem man Rolls als Begleitung spielt, diese Muster sind ziemlich kompliziert und speziell und die meisten Gitarristen können so etwas nicht annähernd. Im Oldtime werden vergleichbare Banjos, aber auch sogar solche ohne Bünde, oft umgestimmt, aber in z.t. einfacherer Weise gespielt und mit mehr Leersaiteneinsatz und einfschem Melodiespiel und einfacheren Zupfmustern. Dennoch: Das Instrument ist weit weg von der Gitarre.
  • cgd'a' Tenor Banjo; ca. 58 cm - viel seltener- wird vor allem für Akkordbegleitung im frühen Jazz benutzt. Die Spieltechniken kann ich nicht beurteilen sollten aber nicht sehr gitarrenfern sein.
  • Gdae' Irish Tenor Banjo, ca. 58 cm - oder auch kürzer als short scale- ist zu tief und geräuschhaft-dumpf für Akkorde, der Ton ist nicht geeignet für Akkorde. Man spielt ähnlich wie auf der Fiddle einstimmig mit manchmal Doppelgriffen oder Leersaitenmitnahme. Die Spieltechnik ist leicht und gitarrenähnlich, sofern man melodisch auf der Gitarre in der ersten Lage mit Leersaiten versiert ist- Geschwindigkeit und knackige Verzierungen sind Übungssache. Es werden nur wenige Tonarten benutzt.

Praktisch gesehen ist ein neues Instrument lernen meistens damit verbunden einen neuen Spielstil zu erlernen, und damit genau so schwierig oder einfach, wie auf der Gitarre einen neuen Stil zu lernen. Also ob man jetzt auf der Gitarre ganz von vorne Folk-Fingerpicking, open Tuning oder irgend einen anderen neuen Stil/neue Technik/ Stimmung lernt oder stattdessen auf einem anderen Zupfinstrument sich versucht kommt aufs selbe raus vom Aufwand her.

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Nur als Beispiel; ich spiele wenn ich ein Zupfinstrument spiele (melodisch folkig, nicht Bluegrass) Mandoline. Ich habe vielleicht 200 300 Stunden Mandoline gespielt- das ist wenig wie offensichtlich sein sollte. Kann man locker in einem Jahr machen. Ich spiele mit 2 anständigen Gitarristen zusammen- sie können absolut nicht vergleichbar Mandoline spielen obwohl sie viel bessere Saitenspieler sind als ich. Grund sind Dynamik und "freies" Tremolo in der rechten Hand. Dazu müssten sie auch ein bisschen Zeit investieren. Wenn sie die Mandoline nehmen klingt das leise und "robotisch" weil sie das kurze Sustain und die Doppelsaiten nicht gewöhnt sind.

Wenn ich ein Auto fahren kann, kann ich dann auch einen LKW, einen Bus oder gar einen Panzer fahren?

Im Prinzip ja, aber....

Jede Art Fahrzeug hat Eigenheiten, welche man kennen muss, um dieses Fahrzeug sicher führen zu können.

Mein Vater z.B. hat einen KFZ Führerschein, er dürfte damit auch Mopeds usw. fahren, ob er es jedoch kann ist eine andere Sache.

Aus diesem Grund hat er 1990 eine Simson Schwalbe sofort in den nächsten Zaun gefahren.

Außer einem abgebrochenen Blinker ist aber nichts weiter passiert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nicht ganz, Banjo und Ukulele werden anders gestimmt und haben andere Griffe. Die nachzusehen ist aber keine Herausforderung.

Bass hingegen ist überhaupt kein Problem, das ist da mit drin.

Was ich gut konnte, war mir Keyboardspielen beizubringen. Die Akkorde haben die gleichen Grundtöne. Nicht toll - nur die Akkorde hämmern und irgendwie eine Basslinie mit links basteln. Aber man erkennt das Prinzip, will ich sagen. Für Rock´n´Roll oder ganz simple Stücke reicht´s.

Naheliegend ist der Bass und die Ukulele.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Life XP aka Lebenserfahrung