Frage an Christen: Warum ist das (wahre) Christentum keine Religion?

14 Antworten

Für die meisten Menschen - selbst für Christen - ist Jesus ein Religionsstifter und das Christentum eine Religion; die unterschiedlichen christlichen Denominationen und Kirchen werden als Religionsgemeinschaften bezeichnet. Das aber trifft die Sache nicht.

Das Christentum ist - wenn es richtig verstanden wird - keine Religion: Es geht hier nicht um Pflichterfüllung und die Einhaltung von Geboten, Fastenzeiten, Ritualen und festen Gebetszeiten, sondern um die lebendige Beziehung zu Gott, der mit uns Gemeinschaft haben möchte. Schon im Paradies war Gott mit den ersten Menschen gern zusammen; nur die Sünde trennte uns von Gott. Wer aber Jesus als ganz persönlichen Erretter und Erlöser angenommen hat, tritt in diese Beziehung; der Begriff "persönlich" zeigt, dass wir mit unseren Herzen dabei sein müssen. Dadurch wird die Beziehung lebendig.

 Religion hat zu viele, menschengemachte Regeln, sie verhindert die Eigeninitiative, sie ist büro- und technokratisch. Religiöse Menschen tun Dinge aus Pflicht, so sehr sie auch von der Richtigkeit ihrer Religion und der darin vorhandenen Gebote überzeugt sind. Wer aber eine lebendige Beziehung zu Jesus hat, tut Dinge aus Liebe zu Gott und Seinen Geschöpfen. Das ist ein grosser Unterschied.

Was wir auf dieser Welt als "Religion“ wahrnehmen ist in weiten Teilen der eigenmächtige Versuch des Menschen, seine Beziehung zu Gott zu regeln und in den Griff zu kriegen, während christlicher Glaube gerade kein menschliches Unternehmen ist, sondern sich als Wirkung Gottes und seiner Offenbarung versteht. Religion ist eine Technik, um göttliche Mächte zu besänftigen und zu bändigen. Christlicher Glaube aber erkennt, dass solche Techniken Gott gegenüber nicht funktionieren.

Bei Jesus gibt es auch noch einen weiteren, gravierenden Unterschied:

Religion vermag uns ein gutes Gefühl geben, sie mag uns zu moralischen, ethischen Handeln, zu guten Werken anleiten, aber retten kann sie uns nicht. Es gibt auch keine einzig wahre Religion, sondern nur einen wahren Glauben, eine Wahrheit und die ist Jesus!

Religion ist eine menschliche Veranstaltung, in der der Mensch Gott erkennen und verstehen will, um dann planmäßig auf ihn einzuwirken und von seiner Kraft zu profitieren. Doch im christlichen Glauben bemächtigt sich nicht der Mensch Gottes, sondern Gott bemächtigt sich des Menschen.

Religion sucht nach erfolgversprechenden Methoden und Verhaltensweisen, um mit Gott klar zu kommen. Sie macht ihn zum Gegenstand neugierigen Forschen,will ihn durchschauen, um sein Verhalten voraussagen und steuern zu können

Und darum sollten wir unser Christentum (jedenfalls in diesem Sinne) nicht als Religion begreifen, sondern als Alternative zur Religion und als Gegenentwurf. Denn nicht wir als Christen schaffen und gestalten unsere Beziehung zu Gott, sondern Gottes Geist tut das in uns und für uns.

Unser Gott ist auch prinzipiell nicht erkennbar oder erforschbar, es sei denn in dem, was er aus eigenem Willen von sich hat wissen lassen. Und wir können uns auch nicht bei ihm "lieb Kind“ machen, weil wir stets Sünder bleiben und unsere Versuche des Wohlverhaltens regelmäßig scheitern.

Da wir alles, was wir haben, von Gott haben, können wir ihm nichts opfern oder schenken, was ihm nicht sowieso gehörte. Und weil wir ihm jeden Dienst schulden, verdienen wir auch keinen Lohn, sondern müssen allein auf Gnade setzen. Wir können Gott nicht so durchschauen und manipulieren, wie wir einen physikalischen Zusammenhang oder einen Mitmenschen durchschauen und manipulieren. Und wir können Gott gegenüber auch keine Vertragspartner sein, weil ihm gegenüber niemand Rechte hat. 

Ja, zum Glauben gelangen wir eigentlich erst, wenn wir erkennen, dass Religion als menschliches Projekt scheitern muss, und folgerichtig nicht mehr versuchen, die Sache mit Gott in den Griff zu kriegen. In der Religion will der Mensch Kontrolle gewinnen, doch im Glauben überlässt er die Kontrolle dem, an den er glaubt… 

Wer religiös sein will, um dadurch ewiges Leben zu erlangen, liebt nicht Gott, sondern das ewige Leben. Und wer gute Werke tut, um bei Gott Anerkennung zu finden, der liebt nicht das Gute, sondern die Anerkennung. Wenn aber das das Wesen der Religion ausmacht, dass sie wegen menschlicher Ziele bei Gott vorstellig wird, dann fängt der Glaube erst an wo die Religion aufhört. 

 Christen feiern natürlich Gottesdienste, tun’s aber hoffentlich nicht in der Absicht, bei Gott Eindruck zu schinden oder Fleißpunkte zu sammeln. Wir freuen uns gewiss auf den Himmel, aber eben nicht wie auf einen verdienten Lohn, sondern wie auf ein unverdientes Geschenk.

 Wir strengen uns natürlich an richtig zu handeln, stellen uns aber nicht vor, dass Gott uns lieben müsste, weil wir alles richtig machen. Vielmehr sollte unser Glaube frei sein von jeder Art der Berechnung. Es darf nie darum gehen, etwas bei Gott zu erreichen, sondern nur darum, Gott zu erreichen.

Hallo Reddington98,

so, wie ich Jesu Message verstehe, geht es um die Liebe Gottes, die wir aus heutiger Sicht glaubensfrei und universal darstellen können. Dabei leitet sie sich nur von Aussagen ab, die nicht aus unserer Wahrnehmung stammen (unbeachtet, dass wir natürlich die Wirkung der Liebe wahrnehmen können).

Jetzt hatte sich dieses Thema mit einer geglaubten - und durchaus sinnvoll postulierbaren - Identität von Gott und Liebe verbunden. Das wäre durchaus die höchste Abstraktion von Gott aus einem humanoiden oder auch alien-oiden historischen Gottesbild heraus.

Man kann aus Liebe wegen der Universalität und mit ihren noch von irgendwelchen Welten abhängenden Aussagen keine Religion darstellen. Man liebt oder liebt nicht - da muss man nichts glauben, niemanden anbeten, sich nichts unterwerfen.

Ich gehe davon aus, dass Jesu diese Universalität durchaus bewusst war, er aber noch in einem Glauben hing. Er hatte zwar mit der Liebe Gott ein Stück weit abstrahiert - doch den Schritt zur Universalität entweder nicht getan, oder es wurde nie überliefert. Die Menschen hingen in ihrem Glauben - und wo Jesus noch sagte, dass man ihm nachfolgen sollte, hatte sich eine weitere Religion um seine Person herum gebildet.

Es gibt Menschen, die Jesu Message weitergedacht haben. Damit mag ihnen bewusst geworden sein, dass Liebe im universalen Sinne eine Religion ablösen würde. Daraus wäre leicht zu schließen, dass eine Religion aus dem Gegenteil von Liebe entspränge. Der Schluss ist meines Erachtens nicht zulässig - doch können Religionismen dem Gegenteil von Liebe entspringen, auch wenn die dem zu Grunde gelegte Religion von Liebe spricht.

Man wird in der Bibel gerade um Jesu Leben herum viele Beispiele finden, wo es um Liebe geht. Das mag einem das Thema bewusst werden lassen. Es wird nur keine Liebe draus, irgendetwas, wo Liebe draufsteht, nur zu machen, wenn man selbst aus seiner Lebensgrundeinstellung heraus nicht Liebe hineintut.

Die Ableitung der Liebe habe ich schon häufig angegeben. Sie mag einfach erscheinen, doch mag sie auch mit ihrer Abstraktheit nicht sofort nachvollziehbar sein. In der Wirkung ist Liebe greifbarer: gleichermaßen für alle ein Schaffen, Bewahren oder zumindest Achten von Einheit, größtmöglichem Freiraum und von Fülle.

Das Postulat der Identität von Liebe und Gott wird von der Liebe selbst nicht gebraucht oder folgt daraus. Wir können es machen - und machen nichts falsch, wo wir z.B. die Liebe als Manifestation in der Form einer Persönlichkeit Gott in unserer Gedankenwelt wahrnehmen können. Selbst aus einer solchen Wahrnehmung wird noch keine Religion, da man immer noch liebt und nichts und niemandem folgt, sondern nur eine bestimmte Attitude hat.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – früherer Glaube - heutige Plausibilität vieler Dinge

Natürlich ist es das. Es ist ein Glaubenssystem durch einen Wanderprediger entstanden. Kein Mensch weiß ob es sich wirklich so zugetragen hat, wie es in der Bibel steht.

Andere Glaubenssysteme sind auch nicht von irgendeinen Teufel sondern von Menschen gemacht.

Das verstehen nur einige freikirchliche Gemeinschaften, die sich Evangelikale nennen. Sie lehnen den Begriff Religion deshalb ab, weil sie meinen, dies sei schon eine Werksgerechtigkeit. Als Religion bezeichnen sie alle menschliche Anstrengungen, zu Gott zu kommen. Beim Evangelium hingegen ist es umgekehrt: Gott selbst handelt und kommt auf den Menschen zu. In Konsequenz dazu bezeichnen sie den biblischen Weg nicht als Religion.

Wir dagegen stimmen zwar zu, dass Gottes Gnade uns rettet, aber dass Gott uns diese nicht aufzwingt, sondern wir mitwirken müssen durch Annahme und tätige Gottes- und Nächstenliebe. Wir sind Wesen aus Leib und Seele und sind von Gott so geschaffen, in Beziehung zu ihm treten zu können. Er hat uns Freiheit gegeben und diese Freiheit ermöglicht uns, sein Gnadengeschenk anzunehmen und mit Seiner Gnade durch gute Werke mitzuwirken. Wir halten es mit den Kirchenvätern wie Augustinus, der gesagt hat "Der, der dich ohne dich erschaffen hat, will dich nicht ohne dich erlösen." Alles andere ist erst seit Luthers Sola-Dogma "Sola gratia" entstanden und eine der vielen Irrlehren der Reformation.

Religion ist das was der Mensch aus dem einfachen Glauben an Jesus gemacht hat. Die ganzen Zeremonien, der Pomp in den Kirchen, das Verehren von zusätzlichen Personen, usw. Was hat das noch mit den biblischen Lehren zu tun?

Der einfache Glaube an Jesus und seinen Tod und an das, was in der Bibel steht - bedeutet für mich auch nicht Religion.

Woher ich das weiß:Hobby – Nachfolger Jesu seit Jahrzehnten, bibeltreu